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Meine Devise: Nicht nachdenken – nachschenken ...

 
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Lebenskeiler und Mitternachtsbock in LettlandHeer Lettland

 

Gut gelaunt steige ich in seinen funkelnagelneuen Geländewagen. Auf der Rückbank meine Sachen für den ersten Ansitzabend. Jacke, Kissen und was man sonst so braucht. Nicht zu vergessen, das umfangreiche Kamera-Equipment. Dann geht's los durch kilometerlange, lichte und nur leicht hügelige Kiefernwälder im 9000 Hektar großen Revier.

Irgendwann und irgendwo hält der Jeep, wir steigen aus und Harald erklärt mir, dass nach etwa hundert Meter Weg durch den Wald, eine Sumpf-Wiesenfläche kommt, wo eine Kanzel steht.

"Du entscheidest selbst, welche Rehböcke du schießen willst. Du hast alles frei. Und, natürlich, wenn ein reifer Keiler kommt, solltest du den auch erlegen. Aber bitte nur reife Keiler schießen!" Das ist Haralds Ansage.

Es ist ein wunderschöner lauer Sommerabend, als ich die zwar etwas schmale, aber durchaus brauchbare Kanzel besteige. Schnell ist das "Jagdgepäck" auf der Kanzel verstaut. Kamerakoffer, Waffe, Rucksack, Verpflegung, Stativ und was sonst so nötiger- oder unnötigerweise mitgeschleppt wird. Alles in die Ecken und unter den Sitz der Kanzel. Um mich herum die sumpfige Wiese mit einem Ausmaß von etwa 100 x 80 Meter. Lichter Mischwald umgibt sie. Direkt davor ein älterer Kahlschlag in dem das Unterholz schon eine gute Höhe hat.

Man merkt wie hoch im Norden man ist, denn die Sonne denkt gar nicht daran unterzugehen. Ein paar Hummeln summen, Mücken tanzen im Sonnenschein, hier und da ein Vogel im schnellen Vorbeiflug. Nicht lange und aus der Dickung am rechten Ende der Wiese tritt ein Bock aus.

Überall markiert er und traktiert die Büsche, die ihm doch gar nichts getan haben. Der erste Tag in Lettland fängt also schon mal gut an. Hin und her springt der rote Bursche, in wilder Kampfeslust, immer wieder die Büsche annehmend. Irgendwann ist das Spiel für ihn ausgespielt und er widmet sich der Tätigkeit, für die er vermutlich seinen schattigen Platz im Unterholz aufgegeben hat, dem Äsen. Ein drei- bis vierjähriger Bock mit schwach ausgeprägtem Sechsergehöm. Der Gedanke ihn zu erlegen, kommt mir gar nicht. Es ist ja der erste Abend. Sicherlich kommen noch in den nächsten Tagen stärkere Böcke und irgendwann verschwindet der Bock im riesigen Kahlschlag.

Wieder eine Bewegung auf der Sumpfwiese, diesmal rechts unten. Eine Wespe summt bedenklich nahe an meinem Gesicht. Die schwarze Borstenlinie eines Keilers zeigt sich über dem Grünstreifen des hohen Grases. "70 kg", überlege ich. "Nur reife Keiler schießen", war die Ansage vorher. Der ist nicht reif, beschließe ich, vielleicht auch mehr ein Alibi für mein Pardon, weil ich mich ausgiebig mit der Kamera beschäftige. Ich weiß, bei mir zu Hause hätte niemand auch nur einen Moment gezögert.

Der Keiler verschwindet in einem Graben, kommt auf der anderen Seite wieder heraus, steht dort breit wie ein Scheunentor, keine 50 Meter vor der Kanzel. Es dauert nicht lange, da steht plötzlich ein zweiter Keiler im Gras, vielleicht 100 kg. Also gilt das Pardon auch für ihn. Ungestört wühlen die beiden in der Wiese. Eine Bewegung im Kahlschlag lässt mich die Kamera mit dem Fernglas tauschen. Ein Luchs schnürt durch das lichte Unterholz des Mischwaldes. Vorsichtig, immer wieder verhoffend, gibt er mir genügend Zeit, auch ihn in die Kamera zu bannen.

"Was für ein Abend", denke ich. Von Langeweile kann hier keine Rede sein. In Deutschland habe ich mangels Wild-aktivitäten meistens ein Buch mit auf dem Hochsitz. Hier vermisse ich das sowieso nicht vorhandene Buch gar nicht. Die beiden Keiler fangen gerade an sich gegenseitig zu beharken. Offensichtlich war einem von ihnen eingefallen, dass es eigentlich seine Wiese ist, und der andere ihm seine wertvollen Engerlinge und Würmer klaut. Dann kommt ein drittes Stück Schwarzwild ins Bild. Diesmal vom linken Waldrand. Eigentlich bin ich doch auf Rehbockjagd! Kurz zieht er auf die beiden Streithähne zu, es setzt ein paar Backpfeifen für jeden, und dann machen sich die beiden schleunigst aus dem Staub. Noch immer habe ich die Videokamera in der Hand. Bin ich paralysiert? Träume ich, leide ich unter Halluzinationen? Das "Vieh", das dort draußen steht, hat mindestens das Volumen der beiden Artgenossen zusammen, die verschwunden sind. Jetzt kann ich die Flüchtlinge verstehen.

(…)

Das gesamte außergewöhnliche Jagderlebnis von Gottfried Heer finden Sie im Printmagazin JAGEN HEUTE Nr. 2 Sommer 2019.

Kontakt zum Autor: Safari-Discoverer@t-online.de

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