Nicht um die “Hühner” jammern, sondern umdenken
Kaum sind die ersten Niederwildjagden abgeblasen und die meist mageren Strecken gelegt, setzt regelmäßig das große Jammern ein. So auch heuer. Das sollte normalerweise nicht aufregen. Seit einigen Jahren wird aber die Begleitmusik immer schriller. Jagdgegner machen immer öfter unter dem Deckmantel des Tierschutzes mobil und versuchen möglichst viele Menschen mit Aktionismus - teilweise der übelsten Sorte - gegen die Jagd und die Jäger aufzubringen. Wie lauten die Antworten, die wir Jäger dem entgegensetzen und welche praktische Maßnahmen werden gesetzt? Viel zu wenig, meine ich!
Wir alle konnten verfolgen wie radikal sich die Kulturlandschaft verändert hat: Die Felder sind immer größer geworden. Feldgehölze, Hecken, Randstreifen und Raine sind fast völlig verschwunden.
Besonders deutlich wurde dies mit dem Einsetzen des Biogas-Booms. Brachflächen sind so gut wie verschwunden, Grünland, das früher einmal im Jahr gemäht wurde, wird jetzt vier bis fünf Mal gemäht und bei den Feldfrüchten zählt nur noch die Biomasse, die an die Gasanlagen geliefert werden kann.
Die negativen Auswirkungen dieser Entwicklung auf die Niederwildbestände, ja auf die gesamte Artenvielfalt sind offenkundig.
Kiebitz, Lerche, Rebhuhn, Fasan und Feldhase sind zum Teil massiv bedroht. Das gilt aber auch für die anderen Singvögel, Schmetterlinge und zahlreiche Insektenarten.
Angesichts dieser Situation bringt das Aussetzen von Fasanen wann und wie auch immer, welches die Jagdgegner gegen uns Jäger mit schöner Regelmäßigkeit als Munition verwenden, gar nichts. Es braucht vielmehr eine radi- kale Richtungsänderung in der Agrarpolitik, um die Artenvielfalt zu erhalten: Es muss für die Bauern finanziell attraktiv sein, auf Blüh- oder Fruchtpflanzen als Alternative zum Mais zu setzen. Denn diese können ebenso gut zur Energiegewinnung in der Biogasanlage genutzt werden. Und sie bieten darüber hinaus deutlich mehr Arten einen attraktiven Lebensraum als monotone Maiskulturen, in denen sich maximal die Wildsauen wohlfühlen.
Durch möglichst viele derartige Projekte - auch solche kleinflächiger Natur - können wir den Lebensraum zahlreicher Wildarten maßgeblich verbessern. Und besonders wichtig: Wir schaffen "Trittsteine" die jetzt teilweise isolierte Biotope verbinden. Die daraus entstehenden Wanderungen sorgen nicht nur für eine Durchmischung der Gene, sondern vor allem für die Wiederausbreitung und Wiederansiedlung vieler, vieler Arten.
So wäre meiner Ansicht nach das Arbeitsziel der nächsten Jahre zu definieren!
JAGEN HEUTE Chefredakteur Kurt Mayr